Her gay app bern
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Vor zwei Jahren übernahm Michel Abegg das Loveland an der Gerechtigkeitsgasse. Ludwig hat ihn kur vor dem Lockdown im Laden besucht, um herauszufinden, wie es den Zürcher Oberländer in den Erotikshop in der Berner Altstadt verschlagen hat. Als ich den Girl- and Boyshop an der Gerechtigkeitsgasse betrete, sehe ich Michel hinter dem Tresen, wie er auf seiner Smartwatch und auf dem Laptop Tasten drückt.
Es hat sich seit meinem ersten Besuch vor ein paar Monaten einiges geändert. Der Laden wirkt jetzt aufgeräumter und schöner. Das sag ich Michel auch und er antwortet: «Es wird sich noch mehr ändern! Neu ist auch der kleine runde Tisch mit drei Barhockern mitten im Raum.
Da setzen wir uns hin, als Michel die App erfolgreich getestet und für uns zwei Kaffees gemacht hat. Ich besuche Michel, um mit ihm über seinen Laden zu sprechen und weil ich wissen will, wie es den Zürcher Oberländer in einen Erotikshop in der Berner Altstadt verschlagen hat.
Michel Abegg hatte keinen leichten Start ins Leben. Er kam mit einer starken Sehbehinderung auf die Welt, wuchs bei Pflegeeltern auf, die ihn wegen seiner Lernschwäche ins Heim schickten, aber vor allem, weil er «ein schwieriges Kind» war, wie er selbst sagte.
Als Teenager musste er nicht nur seine Sexualität verteidigen, er musste auch damit klar kommen, dass er mit seiner Seheinschränkung stets auf eine IV-Rente angewiesen sein wird und ein normales Berufsleben für ihn nicht in Frage kommt. In einer geschützten Lehrwerkstatt mit Wohnheim konnte er eine Anlehre als Landschaftsgärtner absolvieren.
Doch er wurde rausgeschmissen, weil er ein Techtelmechtel mit einem anderen Jugendlichen hatte. Der Lehrabbruch kam ihm gerade recht — der Beruf passte sowieso nicht zu ihm. Mit der kleinen IV-Rente hätte er sich ein bescheidenes Leben einrichten können, doch das war Michel zu wenig, zu langweilig.
Er wollte etwas machen, etwas unternehmen. Auf der faulen Haut herumzuliegen ist nicht sein Ding. Mit 20 begann er in seiner ersten eigenen Wohnung in Wetzikon mit dem ersten Webshop. Er kann sich erinnern, dass er als Jugendlicher mit einem Kollegen während den Ferien auf einem Campingplatz in der Natur allerlei Zeugs gesammelt, dieses zusammengesteckt und versucht hat, die Basteleien auf einem improvisierten Tisch zu verkaufen.
So bin ich zu ein paar Franken mehr Taschengeld gekommen. Der Verkauf hat mir schon immer gefallen», erzählt Michel. Ist auch schwierig, wenn man keine Ahnung vom Fach hat. Ich musste alles selbst lernen», gesteht Michel. Ein schwules Pärchen aus der Nachbarschaft brachte ihn dann auf die Idee, einen Shop für Schwule zu eröffnen, mit Sextoys und anderen Sachen.
Die Idee gefiel ihm so gut, dass er noch am selben Abend mit der Umsetzung begann. Michel probierte noch viele weitere Namen aus, bis er bei Boyshop landete. Bald wurde daraus Girl- and Boyshop, weil er sein Angebot auch für Heteros öffnen wollte, um ein breiteres Kundensegment zu erreichen.
Michel verliebte sich in einen Berner. Zürich ist und bleibt meine Heimat. Aber wenn der Freund nicht zu einem kommen will, muss man halt zu ihm gehen», sagt er lachend.