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Wie kann man Teilhabe für unterrepräsentierte und marginalisierte Gruppen ermöglichen? In diesem reichhaltigen Gespräch diskutieren die Soziologin Laura Dobusch und der Nationalratsabgeordnete Mario Lindner das Zusammenspiel von Inklusion und Grenzziehungen. Dabei geht es um Dating Apps und die Regenbogenparade, um eine Reinigungsfirma und Wikipedia, um Corona-Lockdowns und die Klimakrise.
Und darum, wie man mit einem progressiven Zugang Widersprüche ernst nehmen, und aus dem Verbindenden neue Politik entwickeln kann. Dobusch : Inklusion basiert immer auf Grenzziehungen: Bestimmte Rechte, bestimmte Ressourcen werden bestimmten Gruppen gegeben.
Wenn man mehr Inklusion will, geht es meistens darum, diese Grenze zu verschieben. Durch Inklusionsbemühungen für die eine Seite entstehen also auch Exklusionseffekte für die anderen Seite; Menschen, die vorher Entscheidungen dominiert haben, haben dann vielleicht weniger Stimme in diesen Entscheidungen.
Völlige Offenheit und die Abschaffung von Grenzziehungen ist also nicht das gleiche wie Inklusion. Dobusch : Abschaffen kann man diese Grenzziehungen nicht, sie werden verschoben oder anders gezogen.
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Bei Online Communities beispielsweise sieht man das recht deutlich: Je offener, oder je unregulierter diese Communities sind, desto eher neigen sie dazu, gesellschaftliche Ungleichheiten abzubilden. In einer Studie haben wir digitale Communities verglichen, konkret die Online-Enzyklopädie Wikipedia, die Plattform Reddit, und Open-Data-Initiativen.
Bei Wikipedia wären das Regelungen, wer worüber einen Beitrag verfassen und bearbeiten darf. Diese Regeln gibt es zwar, nur berücksichtigen sie Fragen von Diversität und sozialer Ungleichheit nicht. Und es braucht eine proaktive Förderung von bestimmten Communities oder Gruppen, damit sie überhaupt in die Lage kommen, teilzunehmen.
Lindner : Hier hat auch das Internet viel ermöglicht, das habe ich gerade als schwuler Mann am Land gemerkt. Dobusch : Das ist eine interessante Gegenüberstellung, zwischen den physischen geschützten Räumen und den Community Dating Apps. In vielen der physischen Gruppen gibt es nämlich sehr starke Exklusionsmechanismen, die aber kaum thematisiert werden: ganz bestimmte Codes, die man erfüllen muss, im Verhalten, der Sprache, dem Aussehen.
Online-Foren sind da viel durchlässiger, da sind die Zugangsbedingungen extrem niederschwellig. Wobei das aus meiner Perspektive nicht gegen diese physischen Gruppen spricht. Es spricht nur dafür, sich immer bewusst zu machen: Was sind eigentlich die erwünschten und nicht erwünschten Inklusionseffekte von dem, was wir uns da schaffen?
Lindner : Ich bin ja, was das betrifft, eigentlich ein total untypisch schwuler Mann. Und dann bin ich auch noch Gewerkschaftler. Gleichstellungspolitik und Antidiskriminierung stehen nie im Widerspruch zu Themen wie Sozialpolitik und Verteilungsgerechtigkeit.
Sondern sie gehören immer zusammen. Wie erlebst du diese Kombination im politischen Alltag — Gewerkschafter und LGBTIQ-Aktivist? Lindner : Ich stelle mir immer die Frage: Wie kann man die Dinge verbinden? Wie bringen wir sozialdemokratische Themen — Sozialpolitik, Gesundheitspolitik, Pensionspolitik, Arbeitsmarktpolitik — zielgruppengerecht in unsere Community?
Das ist so ein schönes Beispiel, von dem kann man lernen, auf dem kann man aufbauen. Vor der Regenbogenparade ist die Gewerkschaft auf mich zugekommen, weil sie wusste, dass ich auf der Regenbogenparade rede. Zu dieser Zeit gab es gerade die Proteste gegen die Stunden-Woche und den Stunden-Tag.
Aus meiner Perspektive geht es bei sogenannter Identitätspolitik, genauso wie bei sogenannter Klassenpolitik, um Interessenspolitiken. Bei manchen linken Kreisen gibt es eine Ablehnung gegenüber dem Diversitätsbegriff, weil darin eine Art unheilige Allianz mit Ökonomisierung oder Neoliberalismus gesehen wird.