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Heute wird das Stück im deutschsprachigen Bereich gemieden. Ist es schlecht, die Musik nicht wirksam, die Figuren uninteressant und aus der Zeit gefallen? Vor allem Letzteres! Diese Retrospektive geschieht sehr konsequent und gleich auf mehreren Ebenen.

Das fängt mit der Form an, wenn der Komponist und seine beiden Librettisten dieses Werk eben nicht als Operette betiteln, sondern den Gattungsbegriff des Singspiels wählen. Diese Bezeichnung wirkte ja auf der einen Seite schon damals als Reminiszenz; und auf der anderen Seite, wenn sie im Jahrhundert Verwendung fand, wurde sie eher auf Werke angewandt, die mehr auf eine intime Innerlichkeit statt auf den dramatischen Furor des Musikdramas oder dem glitzernden Glamour der Operetten setzten.

Biedermeierlich ist beim Dreimäderlhaus auch das Sujet, das — um die Person Schuberts kreisend — ja genau zu dieser Zeit spielt.

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Aber auch der in diesem Werk zum Tragen kommende Altherren- Humor und nicht zuletzt das rückwärtsgewandte Frauenbild, das für das weibliche Geschlecht eben nur eine Existenz als treusorgende Ehegattin suggeriert, sind eindeutig aus der Zeit gefallen. Heute stellt man, wenn man auf diese Epoche blickt, nicht mehr die Bescheidung auf das kleine private Glück in den Vordergrund, sondern man erkennt hier eine Zeit des Umbruchs, die von vielfältigen Spannungen geprägt war: Von der ideologischen Aufrüstung gegen den Aggressor Napoleon; von den Nachwirkungen der Kriege, mit denen Napoleon Europa überzog; von den revolutionären Energien des Vormärz; von der restriktiven und repressiven Politik der Restauration, die in Österreich vor allem mit dem Namen Metternich verbunden ist etc.

Und damit im Zusammenhang stehend hat sich natürlich auch das Bild Schuberts im Laufe der letzten Jahre extrem gewandelt. Er ist eben nicht mehr der brave, dauer-unglücklich-verliebte Franzl, der sich in das bescheidene Glück der kleinen Form des Liedes und der Kammermusik flüchtete, sondern heute erkennt man in ihm denjenigen Komponisten, der wie kaum ein anderer die Nachtseiten seiner Zeit in Töne zu bannen wusste.

Foto: Theatermuseum Wien. Das zitierte Verdikt über das Dreimäderlhaus verwundert auf der einen Seite nicht, als mit Heinz Reichert einer der Librettisten dieses Werks Jude war. Die im Singspiel erkennbare und von den Nazis verurteilte Trivialisierung Schuberts ist in weiten Teilen von Bartsch übernommen worden.

Und der war ein Autor, der mit seinen heimattümelnden Werken gerade in der Nazizeit viel gelesen wurde. Das hat ja noch letzten Sommer in Bartschs Geburtsstadt Graz zu Kontroversen darüber geführt, wie man dort mit dem Andenken an diesen Dichter angemessen umgehen soll.

Wer will, möge das so sehen. Und es ist keine Frage: Die Musik Schuberts hält da allemal aus! Wirkt das NS-Verdikt bis heute nach in den Köpfen der Regisseure und Intendanten? Und hat Volker Klotz mit seiner Cancel-Aktion dem Ganzen den Rest gegeben? Unterschiedliche Zeiten haben ja bekanntlich unterschiedliche Beurteilungsraster.

Die Tragik des Dreimäderlhauses ist es, dass es mit seiner sehr zeitbezogenen Sicht auf Schubert durch relativ viele dieser Raster fällt. Ist ein Naserümpfen von selbsternannten Kultureliten nach wie vor ein Problem? Dadurch, dass das Dreimäderlhaus in den letzten Jahren eher selten auf den Spielplänen auftauchte, ist es mittlerweile unter den Radar gerutscht.

Wie wirkt er auf Sie im Vergleich zur Richard-Tauber-Version oder dem Stummfilm von Richard Oswald ? Der Sündenfall in Hinblick auf eine Trivialisierung Schuberts war zweifelsohne Bartschs Schwammerl -Roman. Letztendlich verhält sich etwa Marischkas Film über Schubert so zur Historie wie die Sissi -Filme desselben Regisseurs.

Und was ist in der Messner-Fassung neu? Angelika Messner hat mit viel Witz und Einfühlungsvermögen dem Stück eine neue Handlung verpasst. Die Dialoge wurden komplett neu geschrieben. Die Musiknummern wurden hingegen — auch textlich — so weit wie möglich — original beibehalten.