Schwule darkrooms basel
Dann befreite er sich. Eine Geschichte aus dem Darkroom. In der Schweinebucht stehen drei Typen, darunter der kahlrasierte Franzose in der Securite-Uniform. Uringeruch klebt an den Kacheln. Er scannt die beiden anderen im Raum, die um die Badewanne stehen und warten, dass einer auf dasselbe Lust hat wie sie.
Sie schauen den Franzosen an, prüfen seinen Blick und damit sein Interesse. Er dreht ab, geht raus. Blicke sind die einzige Verbindlichkeit im Darkroom des «Rage». Um Sex pur gehe es im Darkroom, hat Anton Kohler gesagt. Das war, als wir gegen Mitternacht das «Rage» im Zürcher Vorort Schlieren betreten haben.
Kohler steckte in einer Lederkluft, er sagte, er finde schon seinen Spass, und wenn nicht, sei das halt Pech. Dann war er weg, vom Darkroom aufgesaugt. Wie ihn das Leben dort hingeführt hat, das ist seine Erzählung. Kohler ist 59 Jahre alt, hat eine Ex-Frau und zwei Söhne.
Er war scheu und unauffällig, ging überall so durch. Davon ist heute nicht mehr viel zu spüren. Kohler wohnt im Basler Gundeli, arbeitet in Bern beim Bund im Kommunikationsbereich, zuvor war er lange Jahre als Journalist tätig. Die verschlossene Welt des Darkrooms ist ihm näher, dieses Labyrinth aus Käfigen, Lederschaukeln und Gynäkologiestühlen, wo man sich in muffigen Kämmerchen, lichtscheuen Ecken und Nischen verliert.
Ein Spielhaus, wo alles passiert, was Sex sein kann. Es riecht schon danach, nach Körper, nach qualligem Leder — und nach Poppers, jener lösungsmittelähnlichen Droge, die viele bei sich haben, weil sie, im richtigen Moment eingeatmet, die Gefässe weiten lässt. Das «Rage» ist einer Fabrik nachgebaut, viel schweres Metall, wo Stahl sich biegt.
Einer der aufregendsten Schwulenclubs in Europa, hat Kohler gesagt. Im Sector C, dem Obergeschoss, ist die Nacht der harten Jungs. Full Fetisch. Ohne vorgeschriebene Kleidung kommt keiner rein. Im Barbereich steht ein stämmiges Männlein, die kurzen Beine hat er in hohe Reitstiefel versenkt, die Brust in Hosenträger eingespannt.
Schwule darkrooms: einblick in eine verborgene welt in basel
Im rötlichen Gesicht ein strenger, weisser Kaiser-Wilhelm-Schnauz, ein dicker Ring geht durch die Nase. Vom vielen Testosteron muss er alle Haare verloren haben, kahl auf der Platte ist er jedenfalls. Vor ihm kauert sein Partner, der Kaiser drückt ihn sich an die offene Hose.
Das Spiel im «Rage»: Macht ausüben und dominiert werden. Einer gibt, einer nimmt.